
|
[
Veranstaltungen des Ordens ]
Seite: [-1-]
[-2-]
[-3-]
[-4-]
[-5-]
[-6-]
[-7-]
[-8-]
[-9-]
[-10-]
[-11-]
[-12-]
[-13-]
[-14-]
Seligsprechung Kaiser Karl I.
von Österreich

Eine Woche später unterzeichnete
er eine Erklärung, wonach er keinen Anteil an den Regierungsgeschäften
in Österreich mehr nehmen wolle. Wieder vier Monate später,
im März 1919, verließ Karl unter britischem Geleit Österreich.
Bevor er die Landesgrenze passierte, widerrief er seine Verzichtserklärung
vom 11. November. Daraufhin ließ ihm der österreichische Staatskanzler
Karl Renner ausrichten, dass der Exkaiser künftig außerhalb
des österreichischen Verfassungsbogens stünde. Mehr noch:
Der Nationalrat verabschiedete ein Gesetz,
wonach die Familie Habsburg-Lothringen
aller Vorrechte verlustig ging und ihr Vermögen zugunsten der Versorgung
der Kriegsopfer, Witwen und Waisen verfiel. Gleich in einem schaffte man
sämtliche Adelstitel ab. Aus einem Erzherzog wurde ein Herr Habsburg.
Karl ging mit seiner Familie in die Schweiz. Von dort aus unternahm er
zweimal den Versuch, wenigstens in Ungarn wieder an die Macht zu kommen.
Vergeblich. Doch, so schrieb einer seiner Apologeten, hatte Karl dies
ohnedies nur getan, weil man an sein katholisches Gewissen appelliert
hatte.
Der Ex-Kaiser und Ex-König wanderte endgültig
ins Exil und fand es auf der spanischen Atlantik-Insel Madeira. Hier musste
man ihn nicht bewachen, nur ein bisschen im Auge behalten. Aber auch das
nur wenige Monate, denn am 2. April 1922
starb Karl an einer Lungenentzündung. In der hagiografischen Überzeichnung
späterer Jahre wird sein Tod zum Opfergang:
"Als der Diener Gottes als Gefangener auf Madeira nichts mehr für
seine Völker tun konnte (...), als ihm nur mehr sein Leben noch belassen
war, brachte er in heroischer Selbstlosigkeit dieses Leben Gott freiwillig
zum Opfer dar, damit seine Völker den Glauben bewahren und in Frieden
zusammenfinden mögen."
Anlässlich seines Todes wurde noch einmal erregt über den letzten
Monarchen der Habsburger-Monarchie debattiert, doch die Stimmen, die ihm
die Schuld am Ausgang des Kriegs und am Zerfall Österreich-Ungarns
gaben, die ihn für alles Elend, die Toten, die Krüppel und die
Not der Nachkriegszeit verantwortlich machten, überwogen bei weitem.
Für seine Anhänger und vor allem
jene, die sich schon 1895 und in den Folgejahren im Gebet für ihn
zusammengefunden hatten, galten indes andere Kriterien. Sie verehrten
den Dahingegangenen und konstituierten sich schließlich 1925 als
"Fromme Vereinigung" mit dem Namen Kaiser Karl Gebetsliga für
den Völkerfrieden, die nach und nach Tausende Mitglieder in aller
Welt haben sollte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg vermehrte die Liga ihre Bemühungen um
die Seligsprechung Karls und wurde darin selbstverständlich von der
in der Schweiz lebenden Kaiserin Zita tatkräftigste unterstützt.
Jetzt, nach dem zweiten großen Krieg, ließen sich nicht nur
die Argumente aufzahlen, mit denen die Vorzüge des Dieners Karl hervorgehoben
werden sollten, sondern auch Vergleiche mit dein Nationalsozialismus und
dem Zweiten Weltkrieg anstellen, die allesamt zugunsten Karls ausfallen
mussten.
|

[-6-]
|