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Veranstaltungen des Ordens ]
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Seligsprechung Kaiser Karl I.
von Österreich

Dann
wurde der Körper in einen Bleisarg umgebettet, der verlötet
und mit dem Siegel des Bischofs von Funchal versehen wurde. Der Bleisarg
kam in einen Holzsarg und der wieder in den alten Metallsarg. Damit war
auch dieser Vorgang beendet. Wieder stockte die Sache.
Zu denen, die schon bisher über Karl geforscht und geschrieben hatten,
kam 1987 eine eigene internationale Historikerkommission. Es war das die
Zeit der Historikerkommissionen in Österreich, denn parallel dazu
arbeitete jenes Gremium, das über die Kriegsvergangenheit eines weit
späteren österreichischen Staatsoberhaupts, Kurt Waldheim, befinden
sollte. 1988 waren beide Kommissionen mit ihrer Arbeit fertig. Während
aber für Kurt Waldheim besonders schwere Zeiten anbrachen, erklärte
der Erzbischof von Wien, Kardinal Franz König, den Informativprozess
für gültig und abgeschlossen.
Eines war aber immer noch ausständig: ein Wunder. Doch- o Wunder
- es hatte schon Ende 1960 stattgefunden, und zwar in Brasilien. Dort
hatte die Schwester Maria Zita Gradowska von der Gesellschaft der Töchter
der Liebe des Heiligen Vincenz von Paul eine extramedizinale Heilung erfahren.
Sie hatte an beiden Beinen Krampfadern und Geschwüre und konnte nach
jahrelangem Leiden nicht mehr das Bett verlassen. Eine Mitschwester riet
ihr, den Diener Gottes, Karl, um Fürsprache anzuflehen. Schwester
Maria Zita war skeptisch. Doch am nächsten Tag erwachte sie schmerzfrei,
die Geschwüre waren abgeheilt. Es gab dafür keine medizinische
Erklärung. Der Vatikan prüfte die Krankenakte; jahrelang wurde
geprüft.
Erst am 20. Dezember 2003 erkannte Rom die Heilung der Schwester Maria
Zita als Wunder an. Und erst jetzt stand der Seligsprechung nichts mehr
im Weg.
Die Mitglieder der Gebetsliga waren
schon unruhig geworden. Doch man hatte vorgesorgt. Als 1989 Kaiserin Zita
97-jährig in der Schweiz starb, nach Wien überfuhrt und vorn
republikanischen Österreich mit einem durchaus imperialen Begräbnis
geehrt wurde, richteten die Kapuziner in der Kaisergruft nicht nur den
Platz her, an den der Sarg der Kaiserin gestellt werden sollte, sondern
ließen gleich auch Platz für Karl. Selig oder nicht: Er sollte
nach Wien überfuhrt werden. Doch es tat sich weiterhin nichts, und
aus dem Vatikan war kein Zeichen zu bekommen. Es wurde gerätselt.
Jetzt begann sich das Gerücht der Sache zu bemächtigen. Es gäbe
Widerstände. Die Ortskirche, also das Erzbistum Wien wurde genannt,
ebenso aber der tschechische Episkopat. Die Habsburger waren seit dem
17. Jahrhundert keine besonderen Freunde der Tschechen gewesen. Karl hatte
da keine Ausnahme gemacht.
Also Prag. Aber warum zögerte man in Wien? Da war wohl etwas anderes
im Spiel, denn die Ankündigung, der letzte Kaiser würde selig
gesprochen werden, stieß auch bei überzeugten Katholiken auf
Unglauben und Ablehnung. Erst recht bei den religiös Indifferenten.
Der Wiener Erzbischof, Kardinal Hans Hermann Groer, hatte sich sehr wohl
für die Seligsprechung eingesetzt, ebenso der St. Pöltner Bischof
Kurt Krenn. Beide wurden aber wegen ihrer erzkonservativen Haltung von
vielen Katholiken abgelehnt. Nach Groers Abgang erlahmte die Unterstützung
tatsächlich und gewann erst unmittelbar vor der feierlichen Anerkennung
von Karls Wunder wieder an Kraft.
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