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Veranstaltungen des Ordens ]
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Seligsprechung Kaiser Karl I.
von Österreich

Da
wurde ins Treffen geführt, dass er schon im ersten Manifest seiner
Regierung 1916 verkündet hatte: "Ich will alles tun, um die
Opfer und Schrecknisse des Krieges in ehester Frist zu bannen und die
schwer vermissten Segnungen des Friedens meinen Völkern zurück
zu gewinnen. " Es wurde hervorgehoben, dass er die in der k. u. k.
Armee bis 1917 geübte Form der Körperstrafen, nämlich das
Anbinden und das Prügeln, verboten hatte. (Unerwähnt blieb,
dass das Verbot nur einige Monate befolgt und dann wieder angebunden und
geprügelt wurde). Karl bestimmte, dass Familienväter, die schon
mehrere Söhne im Krieg verloren hatten, aus der Front zu nehmen und
die ältesten Jahrgänge sofort zu entlassen seien. Er erließ
eine weitgehende Amnestie, die vor allem für politische Delikte galt,
und er griff mit dem Verbot, offene Städte zu bombardieren, in die
Kriegführung ein. Keinen Einfluss nahm er auf den Gaskrieg, der auch
an den österreichisch-ungarischen Fronten schon vor seinem Regierungsantritt
begonnen worden war und als "normal" galt. Und gewiss freute
er sich auch über den gewaltigen Sieg deutscher und österreichisch-ungarischer
Truppen in der 12. Isonzoschlacht von 1917, den man nicht zuletzt dem
deutschen Giftgaseinsatz zu verdanken hatte.
Doch wie dem auch sei - 1949 leitete der Erzbischof von Wien, Kardinal
Theodor Innitzer, das Verfahren zur Seligsprechung ein. Dabei war das
seit 1917 geltende Gesetz des Codex Juris Canonici zu beachten, das die
Seligsprechungsverfahren reglementiert. Seit damals ist es Aufgabe der
Bischöfe, in den jeweiligen Fällen alle verfügbaren schriftlichen
Zeugnisse, Dokumente und Urkunden der Sammlung und Prüfung zuzuführen.
Im bischöflichen Informativprozess müssen alle erreichbaren
Zeugen gesucht und nach den christlichen Tugenden des "Dieners Gottes"
befragt werden. Gibt es Gebetserhörungen, die auf seine Fürsprache
zurückgehen? Gibt es einen Kulterweis? Erst wenn dieser Vorgang abgewickelt
ist und frühestens 50 Jahre
nach dem Tod eines Verehrungswürdigen kann der apostolische Prozess
in der römischen Kongregation eröffnet werden. Also arbeitete
sich zunächst die Erzdiözese Wien in die Materie ein. Fachleute,
vor allem Zeithistoriker und Archivare, wühlten sich durch die Akten
und das Schrifttum.
Ein Gebet zu Karl - und die Krampfadern verschwinden
Die Erzdiözese erließ Aufrufe;
654 Zeugen meldeten sich. Am 50. Todestag des Kaisers, 1972, wurde sein
Sarg in der Kirche Nossa Senhora do Monte bei Funchal geöffnet, um
die ebenfalls im Verfahren vorgeschriebene "Cognitio" vorzunehmen.
Ärzte, Archäologen und Notare, zwei Söhne des Kaisers,
Otto und Rudolf, sowie zwei Vertreter der Gebetsliga standen als Zeugen
dabei. Der mumifizierte Körper war mit einer Uniform des 17. Krainerischen
Infanterieregiments bekleidet, offenbar die einzige Uniform, die Karl
nach Madeira mitgenommen hatte. Es wurde protokollarisch festgehalten,
dass der Körper unversehrt war. Das hatte zu geschehen, damit nicht
irgendwann einmal mit den Gebeinen Karls ein mehr oder weniger schwunghafter
Reliquienhandel begonnen werden konnte.
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